Das große Bibbern hat begonnen. Den deutschen Erdgasspeichern, und damit der Energieversorgung in unserem Land, steht ab heute und während den kommenden Wochen ein erster Stresstest bevor. Sollten die Meteorologen in ihren Prognosen richtig liegen, wird im Laufe dieser Woche ein anhaltender Kälteeinbruch den größten Teil Nordwesteuropas erfassen. Dieser soll nahezu den gesamte Januar andauern.

Skandinavien meldet Rekordkälte
Skandinavien wird bereits seit über einer Woche von einer extremen Kältewelle heimgesucht. Im finnischen Teil Lapplands wurden am vergangenen Donnerstag minus 42,5 Grad, im schwedischen Teil Lapplands wurden sogar minus 43,6 Grad gemessen. Damit war es die niedrigste Januartemperatur, die in Schweden seit 25 Jahren registriert wurde. In der norwegischen Hauptstadt Oslo war die Temperatur in der Nacht auf Samstag erstmals seit Beginn der Wetteraufzeichnungen unter minus 30 Grad gefallen.

Auch Westeuropa rutscht unter den Gefrierpunkt
Mit etwas zeitlichen Verzug und nicht annähernd so ausgeprägt, kommen die kalten Luftmassen nun auch in Westeuropa an. In Ländern mit dem größten Gasverbrauch, wie Deutschland, Großbritannien und Frankreich, werden die Temperaturen unter den jahreszeitlichen Durchschnitt und dabei teilweise deutlich unter den Gefrierpunkt fallen.

Den Analysen der Wetterdienste zufolge werden die Temperaturen in Nordwesteuropa in der dieser Woche und mindestens bis zum 20. Januar unter dem Durchschnitt liegen.

Erdgaspreise reagieren auf Wetterprognosen,…
Nachdem Anfang der letzten Woche die neuesten Wetterprognosen für Europa veröffentlicht wurden, stiegen die europäischen Erdgaspreise angesichts des erwarteten höheren Strom- und Gasverbrauchs für Heizzwecke am Mittwoch um deutliche 5% an.

…dennoch bleiben die Energiemärkte bislang gelassen
Trotz des bevorstehenden Kälteeinbruchs und des Preisanstiegs zu Beginn der vergangenen Woche befinden sich die europäischen Gaspreise seit Monaten in einem Abwärtstrend. Angesichts der hohen Lagerbestände sind die europäischen Energiemärkte in diesem Winter bislang weniger nervös, was Versorgungsengpässe angeht.

Deutsche Erdgasspeicher gut gefüllt
Der in Deutschland für Anfang November vorgegebene Füllstand von mindestens 95 Prozent wurde bereits Ende September erreicht. Anfang November wiederum hat der Füllstand der deutschen Erdgasspeicher die Marke von 100 Prozent erreicht, seit Mitte November sinkt er wieder. Mit 91 Prozent liegt der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland derzeit etwa 16 Prozentpunkte über dem Mittel der Jahre 2017 bis 2021.

Auch die EU hatte ihr Ziel, die Lagerstätten bis zu 90% ihrer Kapazität zu füllen, bereits Monate vor dem Stichtag 1. November erreicht und die Speicher vor Beginn der eigentlichen Wintersaison voll gefüllt.

Hilfreich war dabei der Umstand, dass die europäische Nachfrage in den letzten Monaten aufgrund der sich verlangsamenden Wirtschaftstätigkeit gedämpft war. Dennoch verbraucht Europa immer noch viel Erdgas für die Raumheizung und die Stromerzeugung.

Bis dato milder Winter reduziert Gasverbrauch
Nach Angaben der Bundesnetzagentur ist die Ausgangslage für den Winter 2023/24 deutlich besser als vor einem Jahr. Der Behörde zufolge verbleiben jedoch Restrisiken. Ein sehr kalter Winter würde den Gasverbrauch stark ansteigen lassen.

Der Gasverbrauch hatte in der letzten Kalenderwoche des Jahres 2023 immerhin 25,3% unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021 gelegen, da die Temperaturen in diesem Zeitraum 4,1 °C wärmer als in den Vorjahren waren.

Heizölpreise einmal mehr kaum verändert
Wer angesichts der Kältewelle jetzt noch nachtanken will, findet an den Ölmärkten am frühen Montagmorgen tendenziell leicht nachgebende Notierungen vor. Diese stellen allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch keine wirklich robuste Indikation für die weitere Preisentwicklung zum Wochenauftakt dar.

Nach der aktuellen Entwicklung von Gasoil, dem Vorprodukt von Diesel und Heizöl, wird der rein rechnerische Inlandspreis für Heizöl zum aktuellen Zeitpunkt bei ca. -0,30 bis +0,20 Euro je 100 Liter gegenüber Freitag erwartet.

Source: Futures-Services