Spätestens, als nach dem letzten Treffen der OPEC-Mitglieder Ende November feststand, dass es keine Abschlusserklärung und keine Pressekonferenz zu den gefassten Beschlüssen geben würde, war klar, wie hart und unerbittlich das Ringen um weitere Förderkürzungen gewesen sein muss. Letztlich aber beschloss die OPEC ab Januar eine neue Runde von Ölförderkürzungen einzuleiten.

Dadurch wurden die afrikanischen OPEC-Mitglieder Angola, Kongo und Nigeria gezwungen, ihre Produktion im Jahr 2024 zu senken. Vor allem der Führer des OPEC-Kartells, Saudi-Arabien, hatte seinerzeit seine Unzufriedenheit über die Einhaltung der Vereinbarung zum Ausdruck gebracht, da es die Hauptlast an den Kürzungen trage, um die Ölmärkte zu stabilisieren.

Angola erklärt OPEC-Austritt
Knapp drei Wochen nach Beendigung der turbulenten OPEC-Sitzung erklärte gestern der angolanische Ölminister Diamantino Azevedo, dass die OPEC nicht mehr den Interessen seines Landes diene. Angola schließt sich mit diesem Schritt anderen mittelgroßen Produzenten wie Ecuador und Katar an, die die OPEC im letzten Jahrzehnt verlassen haben.

Risse im OPEC-Kartell lassen Ölpreise sinken
Die internationalen Ölpreise gaben am Donnerstag zeitweise deutlich nach, da der Austritt nach Ansicht von Rohstoffexperten Fragen über die Einheit der OPEC aufwerfen würde.

„Die Preise fielen aufgrund der Sorge um die Einheit der OPEC als Gruppe. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass weitere Schwergewichte innerhalb des Bündnisses beabsichtigen, dem Weg Angolas zu folgen“, beurteilte UBS-Analyst Giovanni Staunovo gestern die Lage,

Auch nach Einschätzung anderer Marktteilnehmer zeige der Schritt Angolas, dass es innerhalb der OPEC selbst schon seit einiger Zeit keinen Konsens gibt. Das werde zweifellos Konsequenzen haben. Aber man glaube nicht, dass andere Länder folgen werden.

Austritt Angolas kam überraschend
Drei OPEC-Delegierte, die anonym bleiben wollten, sagten, dass die Entscheidung Angolas, aus der OPEC auszutreten, für sie überraschend kam. Sie hatten erwartet, dass der Streit um die angolanische Quote beigelegt werden würde. Noch vor dem  OPEC-Treffen Ende November hatte Angola erklärt, es denke nicht an einen Austritt aus dem Kartell.

„Es gibt keine Überlegungen in dieser Richtung“, sagte damals der angolanische OPEC-Gouverneur. Er versicherte den Märkten, dass der zweitgrößte afrikanische Produzent nicht die Absicht habe, für Unruhe zu sorgen.

Weltmarktanteil der OPEC sinkt weiter
Nach dem Ausscheiden Angolas wird die OPEC nur noch 12 Mitglieder und eine Rohölproduktion von etwa 27 Millionen Barrel pro Tag haben, was etwa 27% des Weltölmarktes von 102 Millionen Barrel pro Tag entspricht. Damit sinkt der Anteil der OPEC am Weltmarkt weiter, der 2010 bei 34% lag. Angola, das 2007 der OPEC beigetreten ist, produziert etwa 1,1 Millionen Barrel Öl pro Tag.

Es wird erwartet, dass Brasilien im Januar der OPEC+ beitritt, sich aber nicht an den koordinierten Produktionskürzungen der Gruppe beteiligen wird.

Der Marktanteil der OPEC ist nicht nur durch den Austritt einiger Mitglieder, sondern auch durch die von der OPEC und der OPEC+ beschlossenen Produktionskürzungen und die steigende Produktion von Nicht-OPEC-Ländern, darunter die Vereinigten Staaten, gesunken.

Heizölpreise verbilligen sich leicht
Angesichts der heue Morgen leicht nachgebenden Kurse an den Rohölmärkten, ergeben sich heute bei den den Inlandspreisen im Vergleich zu Donnerstagmorgen leichte Preisabschläge. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet heute, je nach Region, etwa -0,35 bis -0,95 Euro weniger als gestern.

Source: Futures-Services