Das hatten sich die Saudis sicherlich ganz anders vorgestellt. Denn seit der Entscheidung, der vom Emirat geführten OPEC, die Ölfördermengen weiter zu kürzen,  fallen die Ölpreise. Analysten sprachen im Rückblick auf die letzten Handelstage von Skepsis und Konfusion an den Ölmärkten.

Preise an den Ölmärkten geben weiter nach
Lange Zeit hatte es am Freitag nach einer Stabilisierung an den Rohstoffbörsen ausgesehen. Je näher dann allerdings der Handelsschluss in den USA rückte, desto größer wurde das Minus bei den beiden wichtigsten Ölsorten. Rohöl der Atlantiksorte Brent gab letztlich um 1,98 Dollar oder 2,5% auf 78,88 Dollar pro Barrel (a 159 Liter) nach,  die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,89Dollar bzw. 2,5 Prozent auf 74,07 Dollar je Barrel.

Bereits am Donnerstag hatten die beiden Ölsorten Abschläge in vergleichbarer Größenordnung verzeichnet, als die von der OPEC+ angekündigten Produktionskürzungen hinter den Markterwartungen geblieben waren. Brent gab im November insgesamt um 5,2%, WTI um 6,2% nach.

Experten rechnen nicht mit Einhaltung der Förderquoten
Zum Wochenschluss verfestigte sich die bereits am Donnerstag zu beobachtende Einschätzung von Rohstoffanalysten, dass die Produktionskürzungen allenfalls freiwillig sind. Die Freiwilligkeit der Kürzungen führte zu einer gewissen Skepsis darüber, ob die Produzenten diese Absichten vollständig umsetzen würden. Experten zufolge erwartet man an den Ölmärkten keine hundertprozentige Einhaltung der vereinbarten Produktionskürzungen.

Die Produzenten der OPEC+ hatten sich am Donnerstag darauf geeinigt, ab dem ersten Quartal des nächsten Jahres rund 2,2 Millionen Barrel Öl pro Tag vom Weltmarkt zu nehmen. Davon entstammen 1,3 Millionen Barrel pro Tag freiwilligen Kürzungen, die Saudi-Arabien und Russland derzeit schon vornehmen.

 Nicht-OPEC-Staaten steigern Ölproduktion deutlich
Die OPEC+ steht derzeit zwar für 40 Prozent des weltweit geförderten Öls. Allerdings hat in Ländern außerhalb des  Kartells, wie z. B. Kanada, Guyana, Brasilien und Norwegen die Produktion zuletzt spürbar zugenommen und die Preise an den Ölmärkten spürbar unter Druck gesetzt.

USA verzeichnen Rekord bei Fördermenge
Das größte Comeback erlebt momentan allerdings die Ölindustrie der USA. Nur drei Jahre nach dem Zusammenbruch der US-Ölproduktion während der Corona-Pandemie, meldeten die Energieunternehmen in der letzten Woche einen Rekord von 13,2 Millionen geförderten Barrel pro Tag. Das ist mehr als Russland oder Saudi-Arabien an Öl fördern. Nach Einschätzung von Experten, könnten die USA in fünf Jahren 15 Millionen Barrel pro Tag produzieren.

Alleine seit Anfang 2022 konnte die Ölproduktion um etwa 800.000 Barrel pro Tag gesteigert werden. Analysten erwarten, dass die Industrie nächstes Jahr weitere 500.000 Barrel pro Tag ans Tageslicht bringen kann. Die Vereinigten Staaten exportieren derzeit etwa vier Millionen Barrel pro Tag, mehr als jedes andere Mitglied der Organisation der Erdöl exportierenden Länder – mit Ausnahme Saudi-Arabiens.

Der größte Teil der neuen US-Ölproduktion stammt aus dem Permian Basin, das sich zwischen Texas und New Mexico erstreckt. Es gibt aber auch einige neue Projekte und Erweiterungen in Alaska und im Golf von Mexiko.

Flutet die OPEC die Märkte bald wieder mit Öl?
Die entscheidende Frage ist nach Ansicht von Ölhändlern, wie Saudi-Arabien reagieren könnte, sollte die Produktion in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern weiter ansteigen. Saudi-Arabien könnte seine Verbündeten – wie schon einmal geschehen – unter Druck setzen, den Markt mit Öl zu überschwemmen.

Im Kampf gegen die aufstrebende US-Schieferölindustrie flutete die OPEC ab Ende 2014 die Märkte mit Öl, die Preise für Brent und WTI rutschten damals in wenigen Monaten um rund 70 Prozent in den Bereich von 30 Dollar je Barrel ab. Noch spricht derzeit wenig dafür, dass sich dieses Szenario in ansehbarer Zeit wiederholen könnte. Gänzlich ausschließen sollte man aber an den Ölmärkten erfahrungsbedingt nie etwas.

Heizölpreise weiter im Rückwärtsgang
Angesichts der zum Wochenschluss aufgetretenen Kursverluste an den Rohölmärkten, ergeben sich heute bei den den Inlandspreisen im Vergleich zu Freitagmorgen weitere Preisabschläge. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet heute, je nach Region, etwa -1,00 bis -1,50 Euro weniger als gestern.

Source: Futures-Services