Nichts wird an den Rohstoff- und Finanzmärkten übler genommen, als enttäuschte Erwartungen. Und genau die gab es gestern beim mit Spannung erwarteten Online-Treffen der OPEC.+. Die Marktteilnehmer reagierten mit Enttäuschung, da die vorab erwarteten Kürzungen geringer ausfielen und die Details zur Durchsetzung der Produktionsquoten unklar blieben.

Ölpreise geben weiter deutlich nach
Die Ölmärkte reagierten mit Abschlägen auf das Ergebnis der Kartell-Sitzung. Der Preis für West Texas Intermediate sank nach einem letztlich noch turbulenten Handelstag um 1,90 Dollar oder 2,4% auf unter 75,96 Dollar pro Barrel , die einen Großteil der Gewinne der Woche zunichte machte. Die Atlantiksorte Brent verbilligte sich um 2,00 Dollar oder 2,4% auf 80,86 Dollar.

Nur 900.000 Barrel anstatt 2 Millionen
Letztlich einigten sich Saudi-Arabien, Russland und andere Mitglieder der OPEC+ sich auf eine freiwillige Produktionskürzung von 900.000 Barrel (je 159 Liter) pro Tag geeinigt, zusätzlich zur Verlängerung der bereits bestehenden Produktionskürzungen von 1,3 Millionen Barrel pro Tag. Zuvor hatte es Gerüchte am Ölmarkt gegeben, dass die Delegierten neue Produktionskürzungen von bis zu 2 Millionen Barrel pro Tag im Blick hätten. Angesichts dieser Zahl, war die Fallhöhe der Erwartungen umso höher.

Angola stellt sich quer
Was sich der Markt erhofft hatte, war eine einheitliche Stimme zu den vereinbarten Kürzungen. Was wir stattdessen entschieden wurde, ist eine Reihe einzelner freiwilliger Kürzungen. Zwar verlängerte mit Saudi-Arabien der größte Produzent des Kartells seine einseitige Kürzung um 1 Million Barrel pro Tag bis Ende März. Angola hat sein neues Ziel jedoch bereits abgelehnt und erklärt, es werde weiterhin so viel Öl fördern wie bisher. Dennoch beschloss die OPEC, eine Kürzung von 180.000 Barrel pro Tag für Angola zu berücksichtigen.

Es bleibt abzuwarten, ob die anderen OPEC+-Mitglieder ihren Verpflichtungen nachkommen werden. Denn auch die Vereinigten Arabischen Emirate zögerten, ihre Produktion zu kürzen, hieß es gestern aus Kreisen der OPEC-Delegierten.

Brasilien wird neues OPEC-Mitglied
Brasilien, das, wie gestern bekannt wurde, der OPEC-Allianz im nächsten Jahr beitreten wird, muss sich indessen nicht an Produktionskürzungen beteiligen. Der lateinamerikanische Produzent will seine Produktion im nächsten Jahr auf 3,8 Millionen Barrel pro Tag steigern.

USA fördern soviel Öl wie nie zuvor
Passend zum missratenen Treffen der OPEC+ meldeten die USA gestern auch noch, dass die Rohölproduktion des weltgrößten Produzenten im September einen Rekordwert von 13,2 Millionen Barrel pro Tag erreicht hat. Die Internationale Energieagentur (IEA) hatte bereits Anfang des Monats mitgeteilt, dass sie davon ausgeht, dass der Ölmarkt angesichts des reichlichen Angebots außerhalb der Erzeugergemeinschaft, einschließlich der starken Zufuhr aus den USA, im kommenden Jahr wieder einen Überschuss aufweisen wird.

Heizölpreise nach OPEC-Treffen unter Druck
Angesichts der gestern im Nachgang zur OPEC-Entscheidung zu verzeichnenden Kursverluste an den Rohölmärkten, ergeben sich heute bei den den Inlandspreisen im Vergleich zu Donnerstagmorgen größere Preisabschläge. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet heute, je nach Region, etwa -1,90 bis -2,70 Euro weniger als gestern.

 

Source: Futures-Services