In der zweiten Jahreshälfte nimmt die Sturmaktivität im Atlantik üblicherweise deutlich zu und so beginnt im Juni offiziell die Hurrikan-Saison. Und tatsächlich hat sich mit Tropensturm ‚Cristobal‘ Anfang der Woche ein potenzieller Hurrikan im südlichen Golf von Mexiko zusammengebraut. Dieser dürfte in den nächsten Tagen nordwärts ziehen und dabei an Stärke gewinnen. Erste Ölunternehmen haben inzwischen mit der Evakuierung ihrer Bohrinseln vor der US-amerikanischen Golfküste begonnen.

 

Ölmärkte lauschen dem Wetterbericht

Für den Ölmarkt spielt die Hurrikan-Saison eine wichtige Rolle, kam es doch in den vergangenen Jahren immer wieder zu sehr schweren Tropenstürmen an der US-Küste. Diese sind natürlich vor allem eine Gefahr für die Städte und Dörfer in Küstennähe, doch oft sind von den Sturmschäden auch Bohrinseln und Ölanlagen an Land betroffen. Die Marktteilnehmer beobachten den Wetterbericht deshalb immer sehr genau und reagieren sensibel auf Meldungen zu Evakuierungen oder Schäden an Ölanlagen.

 

Der Tropensturm ‚Cristobal‘ zieht im Moment über mexikanisches Festland und verliert dabei an Kraft. Meteorologen gehen jedoch davon aus, dass der Sturm im laufe der nächsten Stunden wieder aufs Meer hinausziehen wird. Über wärmeren Wassermassen wird der Sturm dann wieder an Intensität zulegen und könnte sich dann auch zu einem „echten“ Hurrikan entwickeln. Die Wetterexperten rechnen damit, dass ‚Cristobal‘ nach Norden ziehen wird und dann am Wochenende die US-Küste bei Louisiana erreichen könnte.

 

Erste Evakuierungen angeordnet

Im Golf von Mexiko findet etwa 17 Prozent der US-Ölförderung statt. Vor der Küste Texas‘ und Louisianas befinden sich dementsprechend unzählige Bohrinseln, die nun teilweise schon evakuiert werden. Mit Occidental Petroleum hat gestern das erste Unternehmen den Abzug von Personal an seinen Ölanlagen angekündigt. Andere Produzenten, wie BP, Chevron oder ExxonMobil, wollen die Entwicklung zunächst noch weiter beobachten, bevor sie gegebenenfalls Evakuierungen anordnen.

 

Evakuierungen bedeuten aber auch, dass die Ölförderung stillsteht. Dies hat auf die Ölpreise oft einen sehr unmittelbaren Effekt, denn mit weniger Förderung steigen die Ölpreise üblicherweise an. Allerdings ist dieser Effekt meist nur kurzlebig, da die Mannschaft nach dem Sturm schnell wieder an die Arbeit gehen kann und die Förderung wieder aufgenommen wird.

 

Anders sieht es aus, wenn ein Hurrikan die Bohrinseln und Ölanlagen beschädigt oder ganz zerstört. Dies hätte längerfristige Folgen, denn ein Wiederaufbau dauert länger und kostet Geld. Die US-Ölförderung, welche durch die Auswirkungen der Coronapandemie sowieso schon ins Straucheln geraten ist, würde damit noch mehr unter Druck geraten. Umso genauer beobachten die Marktteilnehmer die Entwicklung des Tropensturmes ‚Cristobal‘.

 

Source: Futures-Services