In der Welt der Finanzmärkte ist das Tierreich stets präsent. Bulle und Bär gelten als die Symbolfiguren der Börsen schlechthin. Während Meister Petz für fallende Kurse steht, signalisiert der Bulle steigende Notierungen. Im Bereich der Notenbanken sind wiederum Falken und Tauben zu finden. Während der Greifvogel für die Vertreter einer restriktiveren Zinspolitik steht, symbolisiert die Taube eine lockere Geldpolitik mit eher niedrigen Zinsen.

Börsen fürchten den „Schwarzen Schwan“
Nichts aber für fürchten die Börsen so sehr, wie den sogenannten „Schwarzen Schwan“.  Dieser symbolisiert ein plötzliches, unerwartetes und unvorhersehbares Ereignis. Er taucht zum Glück nur sehr selten auf. Wenn er es aber tut, dann hat dies in der Regel beträchtliche Folgen für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte.

„Schwarzer Freitag“ ging in die Geschichte ein
Bekanntestes Beispiel ist sicherlich der 24. Oktober 1929, der als „Schwarzer Freitag“ in die Geschichte einging. Die New Yorker Börse brach damals dramatisch ein und riss die Aktienmärkte weltweit mit in den Abgrund. Ein weiteres Ereignis, das der älteren Generation noch im Gedächtnis verhaftet sein dürfte, fand am 17. Oktober 1973 statt und läutete die sogenannte Ölkrise ein. An diesem Tag stieg der Ölpreis um rund 70 Prozent von ca. 3 US-Dollar pro Barrel auf über 5 US-Dollar. Innerhalb nur eines Jahres brach der  amerikanische Leitindex Dow Jones um 48 Prozent ein.

Asienkrise, 9/11 und Lehman Pleite
1997 dann war Asienkrise. Sie begann am 13. Mai 1997 als amerikanische und britische Banken in London und New York die thailändische Währung Baht attackierten. Was in den Wochen und Monaten danach folgte, war schlussendlich die schwerste Finanzkrise der Nachkriegszeit. Weitere „Schwarze Schwäne“ folgten am 11. September 2011 durch die Anschläge Al Kaidas in den USA und am 15. September 2008 mit dem Konkurs der US-Investmentbank Lehman Brothers.

Korrekturgefahr bei Allzeithoch
Nun liegt es in der Natur der „Schwarzen Schwäne“, dass ihr Auftreten besonders dann fatale Folgen hat, wenn die Finanzmärkte auf oder in der Nähe ihrer Allzeithochs notieren. Als der DAX zum Wochenauftakt erstmals in seiner Geschichte über der Marke von 16.500 Punkten notierte, hielt sich die Feierlaune in Grenzen. Zu groß die Gefahr, dass anlässlich neuer Rekordstände jedes unerwartet auftauchende Negativereignis umgehende Gewinnmitnahmen auslösen wird.

Fitch stuft Kreditwürdigkeit ab
Dieses Ereignis stellte sich am Dienstag nach Börsenschluss in Europa ein, als die Ratingagentur Fitch die USA von der höchsten Bonitätsstufe AAA auf die nachfolgende AA+ herabstufte. Dieser Schritt löste im Weißen Haus eine verärgerte Reaktion aus und überraschte die Anleger, da erst vor zwei Monaten einmal mehr eine sich anbahnende Schuldenkrise gelöst worden war. In der Folge kamen die globalen Aktienmärkte zur Wochenmitte deutlich unter Druck, auch an den zuvor stark nach oben gelaufenen Ölmärkten legte man den Rückwärtsgang ein.

Wogen sollten sich bald wieder glätten
Wie geht nun weiter? Taugt die Abstufung von Fitch, um als nächster „Schwarzer Schwan“ in die Börsengeschichte einzugehen? Bekanntlich wird ein Schrecken kleiner, sofern man sich ihm wiederholt aussetzt. Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur S&P im August 2011 ließ die die US-Aktienmärkte immerhin um rund 5 Prozent einbrechen und löste einen Run auf US-Staatsanleihen aus, die bei Investoren als „sicherer Hafen“ gelten.

Von all dem ist in den zuvor geschilderten Ausmaßen an den Finanzmärkten derzeit (noch) nichts zu beobachten. Die Abstufung der Kreditwürdigkeit wird eher langfristig im Rahmen der zukünftigen Kreditaufnahme der Vereinigten Staaten Folgen haben. Kurzfristig sollten sich die Wogen allerdings schnell wieder glätten. Die Ölsorten Brent und WTI gaben gestern im Zuge der Abstufung jeweils um rund 2 Prozent nach, nachdem sie im Juli noch um 14 und um 16 Prozent zugelegt hatten.

Die aktuelle Entwicklung an den Finanz- und Rohstoffmärkten spiegelt sich am Donnerstagmorgen auch bei den Heizölpreisen wider. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen heute im Schnitt voraussichtlich etwa –0,35 bis -1,05 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als gestern zu Wochenmitte.

Source: Futures-Services