Nach den gestern erlittenen Abschlägen setzt sich die abwärts gerichtete Tendenz bei den Rohölpreisen auch im frühen Donnerstagshandel weiter fort. Rohöl der Atlantiksorte Brent verbilligte sich gestern um 77 Cents oder 1,2 % und auf 64,86 US-Dollar pro Barrel, während die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) um 56 Cent oder 0,9 % auf 62,85 US-Dollar nachgab

OPEC: Saudi-Arabien will Ölförderung länger steigern
Der Ölpreis blieb wird aktuell von neuen Spekulationen unter Druck gesetzt, wonach Saudi-Arabien bei der OPEC+-Sitzung im nächsten Monat eine weitere deutliche Produktionssteigerung anstrebt, um Marktanteile zu gewinnen. Geplant ist demnach die Fördermenge im August und möglicherweise auch im September um mindestens 411.000 Barrel pro Tag anzuheben.

Angesicht der in diesem Jahr bereits deutlich gesunkenen Ölpreise hatte es am Ölmarkt zuletzt Spekulationen gegeben, dass das Ölkartell spätestens im September seine Förderausweitung beenden wird, um die für später in diesem Jahr erwartete Überversorgung mit Rohöl nicht weiter zu verschärfen.

Analysten warnten in ersten Reaktionen von einem Preiskrieg an den Ölmärkten. Erfahrungsgemäß entwickelt sich ein solcher, sobald der OPEC-Anführer Saudi-Arabien die Führung bei der Beschleunigung der Produktionssteigerungen übernimmt.

US-Ölvorräte sinken stärker als erwartet
Selbst die neuesten Zahlen zu den US-Rohölvorräten können die Ölpreise derzeit nicht nach oben treiben, obwohl diese in der vergangenen Woche stärker als erwartet gesunken waren.

Wie die US-Behörde für Energieinformationen (EIA) gestern am frühen Abend bekannt gab, waren die kommerziellen Rohölvorräte ohne die strategischen Erdölreserven um 4,3 Millionen Barrel (159 Liter) auf 436,1 Millionen Barrel zurückgegangen.

Damit lagen die Vorräte etwa 7 % unter dem Fünfjahresdurchschnitt für diese Jahreszeit. Analysten hatten im Vorfeld lediglich einen Rückgang der Rohölvorräte um 1,3 Millionen Barrel prognostiziert.

IEA: Niedrige Ölpreise führen zu Investitionsrückgang
Die relativ niedrigen Ölpreise wirken sich bereits jetzt auf die weltweiten Investitionen in den Ölsektor aus. Laut Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) sollen diese im Jahr 2025 voraussichtlich um 6 % sinken, was den ersten Rückgang seit zehn Jahren ohne Berücksichtigung des Covid-Einbruchs darstellen würde.

„Dieser Rückgang der Ölinvestitionen ist auf die wirtschaftlichen Unsicherheiten, die geringeren Nachfrageerwartungen und die niedrigeren Preise zurückzuführen“, stelle IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol in einem Interview anlässlich der Veröffentlichung des jährlichen Welt-Energie-Berichts der in Paris ansässigen Agentur fest.

Niedrigere Investitionen in den Ölsektor haben in der Vergangenheit mittel- und langfristig zu höheren Ölpreisen an den Weltmärkten geführt.

Heizölpreise wieder günstiger
Die geschilderte Nachrichtenlage machen sich heute im frühen Handel auch bei den Inlandspreisen bemerkbar, die weiter zurückgehen. Im Vergleich zu Mittwochmorgen können Verbraucherinnen und Verbraucher von Preisabschlägen in Höhe von -0,70 bis -1,00 Euro/100 Liter profitieren.

Source: Futures-Services