Die Kombination aus stark gesunkenen US-Öllagerbeständen sowie von China angekündigte zusätzliche Konjunkturmaßnahmen haben den Ölpreisen am Donnerstag einen ordentlichen Schub gegeben. Mit dem Ausbruch nach oben verließen die Ölpreise die enge Handelsspanne, in der er sie sich seit Jahresbeginn bewegt hatten.

Die amerikanische Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) überschritt die Marke von 77 Dollar pro Barrel und erreichte damit den höchsten Preis seit dem 1. Dezember. Die Atlantiksorte Brent verteuerte sich um 3,0 % auf 82,43 Dollar pro Barrel.

US-Ölvorräte schrumpfen stärker als erwartet
Die US-Rohöllagerbestände waren in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium um mehr als neun Millionen Barrel zurückgegangen und hatten dabei den niedrigsten Stand seit letztem Oktober markierte. Die landesweiten Ölvorräte insgesamt verbuchten sogar den größten wöchentlichen Rückgang seit 2016.

China pumpt dreistelligen Milliardenbetrag in die Wirtschaft
Zusätzlichen Auftrieb verschafften den Ölmärkten gestern die Ankündigung der chinesischen Zentralbank, die Bargeldmenge, die Banken mindestens bevorraten müssen, innerhalb von zwei Wochen zu senken. Durch diesen Schritt sollen rund 140 Milliarden Dollar an Bargeld in das Bankensystem fließen, um die schwächelnde Wirtschaft stützen.

Sorgen um Immobilienmarkt schwelen weiter
Die Regierung in Peking hatte bereits in den letzten Monaten eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um den schwachen Aufschwung nach der Pandemie zu stützen. Vor allem der Einbruch des Immobilienmarktes, die Verschuldung der Regionalregierungen und die schwache globale Nachfrage macht der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt mächtig zu schaffen. Die Bauindustrie ist unersetzlich für Chinas Wirtschaftskraft und ihre Schieflage könnte das ganze Land in den wirtschaftlichen Abgrund reißen.

Stimulierungsmaßnahmen zeigen Ausmaß der Probleme
Dennoch kommt der Schritt der chinesischen Zentralbank für viele Beobachter unerwartet. Noch im Rahmen des Weltwirtschaftsforums hatte der chinesische Ministerpräsident Li in der vergangenen Woche deutliche Signale gegeben, dass Peking angesichts der schlimmsten Deflation seit Jahrzehnten nicht auf umfangreiche Konjunkturmaßnahmen zurückgreifen wird, um das Wachstum wieder anzukurbeln.

In einer Rede vor führenden Politikern hatte Li die Fähigkeit seines Landes gerühmt, das Wachstumsziel von rund 5 % zu erreichen, ohne die Wirtschaft mit „massiven Anreizen“ zu überschwemmen. Dass die Regierung jetzt, nur etwa eine Woche später, doch auf diese „massiven Anreize“ zurückgreifen muss, zeigt nach Einschätzung von Ökonomen den Ernst der wirtschaftlichen Lage im Reich der Mitte.

Sollte der Regierung mit den Stimulierungsmaßnahmen ein Schub für die Wirtschaft gelingen, würde sich dies zweifellos auch preistreibend an den Ölmärkten auswirken. Die Volksrepublik ist seit 2017 der weltgrößte Ölimporteur.

Heizöl wieder teurer
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen auf das höchste Niveau seit vergangenen November anziehen, wirkt sich dieses Plus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa +1,40 bis +2,20 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch am Montag.

Source: Futures-Services