Pünktlich zum heutigen Wochenstart hat sich Väterchen Frost bis auf weiteres erst einmal aus weiten Teilen Europas zurückgezogen. Die jüngste Kältewelle hatte den Gasverbrauch in Deutschland in der zweiten Kalenderwoche um 11,9% über dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021 steigen lassen.

Erdgaspreise brechen trotz Kältewelle deutlich ein
Trotz der in diesem Zeitraum deutlich erhöhten Nachfrage fielen die Preise für europäisches Erdgas alleine in der dritten Januarwoche um über 11% auf zeitweise rund 28 Euro pro Megawattstunde. Damit erreichten die Notierungen einen Tiefstand, der zuletzt Anfang August des vergangenen Jahres zu beobachten war.

Nachfrage nach Erdgas weiter rückläufig
Der Preisrutsch wird damit erklärt, dass sich Europa trotz des Kälteeinbruchs in diesem Winter aufgrund großer Reserven in einer stabilen Lage befindet. Am 20. Januar lagen die Gasspeicher in der Europäischen Union bei 75,5%, davon in Deutschland bei 78,9%, in Italien bei 71,4% und in Frankreich bei 66,8%.

Gleichzeitig ist die Gesamtnachfrage schwach und soll sich weiterhin unterhalb des Niveaus bewegen, das noch vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zu beobachten war. Infolgedessen wird erwartet, dass Europa im Frühjahr noch über die Hälfte seiner unterirdischen Gasspeicherkapazität zur Verfügung hat und damit den Zehnjahresdurchschnitt von 35% deutlich übertreffen wird.

Preis pro Megawattstunde: Von 340 Euro auf unter 30 Euro
Überhaupt war 2023 für den weltweiten Erdgas- und Flüssiggas-Sektor ein mehr als schwieriges Jahr.  Nachdem die Gaspreise anfeuert von einem wahren Kaufrausch in Europa im August 2022 noch auf einem Allzeithoch von 340 Euro pro Megawattstunde gethront hatten, rutschten sie in der vergangenen Woche auf unter 30 Euro pro Megawattstunde ab.

Damit hat die boomende Produktion in Verbindung mit dem milden Wetter die Entwicklung der Erdgaspreise zur Freude der Endkunden und zum Ärger der Produzenten völlig umgekehrt. Erdgasproduzenten, die auch nur im Entferntesten auf eine Wiederholung der Preisrallye des Jahres 2022 gehofft hatten, dürften auch in diesem Jahr wieder enttäuscht werden.

Auch 2024 sollen die Erdgaspreise sinken
Denn auch für 2024 sagen die Rohstoffexperten an der Wall Street sinkende Gaspreise voraus. In seinem Jahresbericht für den Gassektor prognostiziert Wood Mackenzie, ein renommiertes Analystenunternehmen für die Energiebranche, dass die hohen Lagerbestände in Europa in Verbindung mit einem milden Winter in der nördlichen Hemisphäre die globalen Gaspreise im laufenden Jahr niedrig halten werden.

Nachfrage wird 2024 bestenfalls stagnieren
Die europäische Gasnachfrage ist 2023 den Analysten zufolge im Vergleich zum Vorjahr um 7% gesunken, was größtenteils auf das milde Wetter zurückzuführen ist. Unter normalen Umständen würden eine gewöhnliche  Wetterdynamik sowie ein möglicher wirtschaftlicher Aufschwung auf dem Kontinent die Nachfrage stützen. Da jedoch erwartet wird, dass das Angebot an erneuerbaren Energien deutlich ansteigt und die Atomproduktion allmählich zunimmt, dürfte die Nachfrage bestenfalls stagnieren.

Regelung für Füllstände der Gasspeicher bis 2027 verlängert
Trotz dieser erfreulichen Entwicklung, will die Politik beim Thema Versorgungssicherheit zumindest in Deutschland keine Risiken eingehen. Am vergangenen Donnerstag hat der Bundestag einen Gesetzentwurf gebilligt, nach dem die Vorgabe zum Füllstand der Gasspeicher bis 2027 fortgesetzt werden soll. Die Regelung für die Füllstände der Gasspeicher war nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine festgelegt worden und galt zunächst bis 2025.

Heizölpreise geben nach
Angesichts der heute im frühen Handel nachgebenden Kurse an den Rohölmärkten, ergeben sich bei den den Inlandspreisen zum Wochenauftakt Preisabschläge. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet, je nach Region, etwa -0,80 bis -1,40 Euro weniger als noch zum Wochenschluss.

Source: Futures-Services