An den Ölmärkten setzten die Händler zu Wochenbeginn das Einpreisen der sich politisch weiter zuspitzenden geopolitischen Lage fort. Am Montag verteuerte sich die nordamerikanische Ölsorte WTI um 2,6% auf 75,31 Dollar je Barrel, während die Nordatlantiksorte Brent um 1,90% auf 80 Dollar je Barrel zulegte.

Luftangriffe auf Huthi und russische Energieanlagen
Die Streitkräfte der USA und Großbritanniens flogen zu Wochenbeginn weitere Attacken gegen Ziele der Huthi, um die Miliz daran zu hindern, Handelsschiffe im Roten Meer anzugreifen. Viel mehr wurden die Ölpreise von der Meldung belastet, dass die Ukraine erfolgreiche Drohnenangriffe auf Energieanlagen an der russischen Ostseeküste durchgeführt hat.

Das russische Energieunternehmen Novatek hatte am Sonntag gemeldet, dass es gezwungen sei, Teile seines Betriebs im Ust-Luga-Komplex einzustellen, da ein Feuer ausgebrochen war. Laut ukrainischen Medien wurde dieses durch einen Drohnenangriff ausgelöst.

Das riesige Exportterminal am Finnischen Meerbusen, etwa 170 km westlich von St. Petersburg, dient dem Transport von Öl- und Gasprodukten zu internationalen Märkten. Das Feuer war der jüngste Vorfall in einer Reihe mutmaßlich ukrainischer Angriffe auf russische Energieanlagen.

Libyens größtes Ölfeld produziert wieder
Es gab gestern allerdings auch positive Nachrichten für Öl-Kunden zu vermelden. So soll mit dem Sharara-Ölfeld einer Ankündigung der National Oil Corporation (NOC) zufolge, das größte Ölfeld des nordafrikanischen Landes nach zwei Wochen wieder in vollem Umfang in Betrieb genommen werden. Das Feld hat eine Kapazität von 300.000 Barrel (a 159 Liter) pro Tag. Im November vergangenen Jahres lag Libyens Ölproduktion bei 1,18 Millionen Barrel pro Tag

Forderungen der Demonstranten erfüllt
Die Demonstranten, die die Produktion auf dem Sharara-Ölfeld gestoppt hatten, forderten die Wiederherstellung der Infrastruktur und die Instandsetzung von Straßen in der Region Fezzan. Nachdem ihre Forderungen erfüllt wurden, konnte das Ölfeld seine Produktion wieder in vollem Umfang aufnehmen.

Extremkälte halbiert Ölproduktion in North Dakota
Während Libyen wieder seinen Beitrag zum globalen Ölangebot leistet, gehen die Fördermengen in einigen US-Bundesstaaten, wie z.B. North Dakota, kräftig zurück. Dort sorgen derzeit extreme Witterungsbedingungen dafür, dass die Rohölproduktion massiv beeinträchtigt ist. Das kalte Wetter hat zu Stromausfällen geführt und Ölraffinerien lahmgelegt. Mit dem Ergebnis, dass in North Dakota anstatt 1,24 Millionen Barrel pro Tag nur noch 600.000 Barrel gefördert werden.

Öl- und Gasvorräte werden knapp
Die kalten Temperaturen haben in North Dakota aber nicht nur die Ölförderung stark beeinträchtigt. Vereiste Gasbohrungen führten am vergangenen Wochenende zum niedrigsten Produktionsniveau seit elf Monaten. Die Kältewelle soll Meteorologen zufolge noch einige Tage andauern.

Kältewelle und Geopolitik stützen OPEC-Strategie
Die Kältewelle in den Vereinigten Staaten kollidiert mit anderen Faktoren, die derzeit die Schwankungen an den Ölmärkten befeuern. Allen voran sind es die anhaltenden Spannungen im Roten Meer und im gesamten Nahen Osten, die jederzeit für massive Preissprünge bei den Ölpreisen führen können.

Die Verknappung des Angebots und die vorübergehenden Drosselungen der Öl- und Gasproduktion in Teilen der USA dürften für die OPEC eine willkommene Erleichterung darstellen. Hat das von Saudi-Arabien geführte Kartell derzeit doch anscheinend genügend Schwierigkeiten, sein Versprechen zur Kürzung der Ölproduktion im Januar einzuhalten.

Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen anziehen, wirkt sich dieses Plus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa +1,05 bis +1,65 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zu Wochenbeginn.

Source: Futures-Services