Die Ölpreise haben am Mittwoch die Kursgewinne vom Vortag nahezu komplett wieder abgeben müssen. Brent-Öl gab um 1,42 Dollar auf 7,65 Dollar je Barrel nach, US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) schloss mit einem Minus von 1,46 Dollar bei 74,11 Dollar je Barrel.

Erste Reederei nimmt Passage im Roten Meer wieder  auf
Die Preisnachlässe stehen in Zusammenhang mit der Ankündigung der dänischen Reederei Maersk , die Schifffahrt durch das Roten Meer und den Suez-Kanal wieder aufnehmen zu wollen, nachdem eine von den USA geführte Task Force die Sicherheit in dem Gebiet gewährleisten wollen.

Neben der Entwicklung im Nahen Osten werden die Ölmärkte seit geraumer Zeit zudem von der Frage beeinflusst, ob die Mitglieder der OPEC+ ihre beschlossenen Förderkürzungen ab Beginn des nächsten Jahres vollumfänglich umsetzen werden.

Mit Alexander Nowak hat gestern der stellvertretende russische Ministerpräsident eine unmissverständliche Antwort auf diese Frage gegeben.

Nowak: Russland wird freiwillige Kürzungen einhalten
Im staatlichen TV-Sender Rossija 24 bekräftigte der Politiker, dass Russland die Ausfuhr von Rohöl und Ölprodukten von bisher 300.000 Barrel auf 500.000 Barrel drosseln werde.

„Russland ist ein verantwortungsbewusster Teilnehmer an der Vereinbarung“, sagte Novak. „Unsere Unternehmen erfüllen ihre Verpflichtungen“.

Die OPEC und ihre Verbündeten, insbesondere die de facto führenden Länder Saudi-Arabien und Russland, hatten sich nach dem ab Ende Oktober erfolgten Einbruch der Rohölpreise darauf geeinigt, die Produktion des Öl-Kartells im ersten Quartal um 2,2 Millionen Barrel pro Tag zu senken.

Mehr als 90% der russischen Ölexporte entfallen auf China und Indien
Seit Europa nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ein Embargo gegen russisches Rohöl und Ölprodukte verhängt hatte und zudem die G7-Staaten eine Preisobergrenze festlegten, ist es bei den russischen Ölströmen zu erheblichen Veränderungen gekommen.

So gingen laut Nowak in diesem Jahr etwa 45 bis 50% der russischen Lieferungen von Rohöl und Erdölerzeugnissen nach China, während der Anteil Indiens innerhalb von weniger als zwei Jahren von null auf etwa 40% hochschnellte.

Sanktionen beschleunigen Neuausrichtung Moskaus
Russland habe bereits damit begonnen, Beziehungen zu den Ländern des asiatisch-pazifischen Raums zu knüpfen, bevor der Westen nach dem Ausbruch des Ukraine-Konflikts im Februar 2022 Sanktionen gegen Moskau verhängt habe.

„Was die Beschränkungen und Embargos für Lieferungen nach Europa und in die USA betrifft, so hat dies den Prozess der Neuausrichtung unserer Energieströme nur beschleunigt“, so Nowak.

Exporte nach Europa brechen weiter ein
Nowak erwartet, dass die Exporte nach Europa in diesem Jahr nicht mehr als 5% der gesamten Überseelieferungen des Landes ausmachen werden, während es in den Vorjahren bis zu 45% waren. Bereits in der vergangenen Woche war von russischer Seite bekannt geworden, dass die Ölexporte Moskaus in diesem Jahr um 7% gegenüber 2021 steigen dürften.

Heizölpreise wieder im Rückwärtsgang
Angesichts der zur Wochenmitte aufgetretenen Kursverluste an den Rohölmärkten, ergeben sich heute bei den den Inlandspreisen im Vergleich zu Mittwochmorgen weitere Preisabschläge. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet heute, je nach Region, etwa -1,40 bis -2,00 Euro weniger als gestern.

Source: Futures-Services